Guy Helminger, geb. 1963 in Esch/Alzette (Luxemburg), lebt
als freier Autor seit 1985 in Köln. Er schreibt Lyrik, Romane,
Kinderbücher, Hörspiele sowie Theaterstücke. Zuletzt erschienen:
"Libellenterz" (Gedichte), "Ein Sprachanatom bei der
Arbeit" (Dokumentation seiner Poetikvorlesungen an der Universität
Essen/Duisburg) und "Venezuela" (drei Stücke).
Für seine Arbeiten wurde
er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem 3SAT-Preis (Klagenfurter
Literaturtage).
Laudatio der Jury
„Ich war nie in Tokio“ von Guy Helminger entfaltet einen Spannungsraum zwischen Ferne und Nähe, zwischen Fremdheit und Anverwandlung: Ein – westliches – lyrisches Ich, das sich mit Zurückhaltung („Meine Haare haben die Farbe von/eingelegtem Ingwer die Haut bleich/wie Reispapier“) und einer Spur Selbstironie („Mishima im Bambusregal und das/als Haiku angelegte Blumenbeet/in Reichweite“) als wenig markant beschreibt, gewinnt in der Gegenüberstellung mit Japan Kontur und dramatische Potenz. Mit ausgewählten, genau platzierten Signalen evoziert Helminger einen Kosmos japanischer Kultur („Reispapier“, „Mishima“, „Haiku“, „Samuraischwert“), doch bleibt er bei aller Einschlägigkeit der Begriffe elegant und pointiert. Gänzlich frei von Exotismus, hebt er im Verweis auf die Strenge der Ziergärten, auf Scherenschnitt, Schwertkampf und die Provokation eines Mishima Schärfe und Rigidität hervor. Dabei gelingt ihm, Reduktion und Härte dieses Kosmos´ in Form und Rhythmus des eigenen Textes zu spiegeln. Dass Helminger mit seinem Titel der Spagat zwischen Formstrenge und Udo Jürgens gelingt, befreit den Text auf unkonventionelle und bewunderungswürdig leichte Weise. „Ich war nie in Tokio“ birgt feinen Humor ebenso wie ungelöste Rätsel und hat die Jury auf Anhieb überzeugt.
„Ich war nie in Tokio“ von Guy Helminger entfaltet einen Spannungsraum zwischen Ferne und Nähe, zwischen Fremdheit und Anverwandlung: Ein – westliches – lyrisches Ich, das sich mit Zurückhaltung („Meine Haare haben die Farbe von/eingelegtem Ingwer die Haut bleich/wie Reispapier“) und einer Spur Selbstironie („Mishima im Bambusregal und das/als Haiku angelegte Blumenbeet/in Reichweite“) als wenig markant beschreibt, gewinnt in der Gegenüberstellung mit Japan Kontur und dramatische Potenz. Mit ausgewählten, genau platzierten Signalen evoziert Helminger einen Kosmos japanischer Kultur („Reispapier“, „Mishima“, „Haiku“, „Samuraischwert“), doch bleibt er bei aller Einschlägigkeit der Begriffe elegant und pointiert. Gänzlich frei von Exotismus, hebt er im Verweis auf die Strenge der Ziergärten, auf Scherenschnitt, Schwertkampf und die Provokation eines Mishima Schärfe und Rigidität hervor. Dabei gelingt ihm, Reduktion und Härte dieses Kosmos´ in Form und Rhythmus des eigenen Textes zu spiegeln. Dass Helminger mit seinem Titel der Spagat zwischen Formstrenge und Udo Jürgens gelingt, befreit den Text auf unkonventionelle und bewunderungswürdig leichte Weise. „Ich war nie in Tokio“ birgt feinen Humor ebenso wie ungelöste Rätsel und hat die Jury auf Anhieb überzeugt.
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