Laudatio zu Jan Skudlareks
Gedicht „Im Rausch gegebene“
Das Gedicht „Im Rausch
gegebene“ von Jan Skudlarek tritt uns in einem gewitzten und angenehm
akademischen Habitus entgegen. „Das Narrativ“, „Aristoteleszitate“,
„Panamapapiere“ zumindest scheinen „Fachwissen“ vorauszusetzen und dem
Rezipienten die Bereitschaft abzuverlangen, sich auf Schilderungen einer
partnerschaftlichen Beziehung im Modus ihrer intellektuellen Kontextualität
einzulassen. Denn, so will es das Gedicht uns weismachen, es handelt sich um
eine „Bettgeschichte“. Sie wird klassisch auf zwei Ebenen geschildert, Inhalt
und Subtext: das „Narrativ“, bei dem sogar Wortspiele, wie die Verwandlung der
Metaebene in ein Adjektiv Raum haben. Zur erwartbaren Ausstattung einer
„Bettgeschichte“ gehören „Versprechen“, „Münder“, „Küsse“ und „Fingermuskeln“.
Der Dreh zum größeren Thema
Kommunikation und dahin, dass „Münder“ nicht nur küssen und „Versprechen“ nicht
nur Treue verheißen, sondern – in Variation eines García Márquez-Titels – „in
den Zeiten der Panamapapiere“ möglicherweise Unwahres beteuern, dass
„Fingermuskeln“ nicht nur streicheln, sondern auch tödliche Knöpfe bedienen
können, eröffnet Düsteres. So kann in diesem kurzen Gedicht, dessen Lektüre
nicht enden will, sogar das erschreckende Bild einer „Drohne, die ein Bodenziel
zerstört“ auf beiden Ebenen stattfinden. Jedoch, angesichts des
Erkenntnisgewinns durch das sorgfältige Lesen dieses Gedichts, das viel besser
selbst in der Lage ist, die Sachverhalte in ihrer vertrackten Komplexität
darzustellen, wird jede Interpretation überflüssig, wie „Bauchfett, das einen
Gürtel transzendiert“.
Mathias
Jeschke
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