Sonntag, 12. Januar 2020

Schriftsteller und Mitbegründer der Gesellschaft für Literatur in NRW e.V. Josef Reding starb am 10. Januar 2020 in Dortmund


Als ich in diesem Jahr einer 95jährigen Dame Weihnachtsgrüße schicken wollte - sie hatte sich Geschenke ausdrücklich verbeten - überlegte ich, was ich ihr schreiben könnte. Sie hatte ein schweres Jahr hinter sich, in dem ihre Tochter, die sich bislang um sie kümmerte, selbst erkrankt war. Es sah so aus, als ob dieses Weihnachtsfest gänzlich anders verlaufen sollte als die vielen Jahre zuvor. Ich wollte ihr gute Worte schenken und überlegte, dass ich sicherlich bei Josef Reding fündig werden würde. So schlug ich seinen Band „Kein Platz in kostbaren Krippen auf“ und wählte keine Kurzgeschichte aus, sondern den Schlussteil: „Statt eines Nachworts: Lebte Jesus nur ein paar Stunden?“




Der Text beginnt: „Wenn wir Mahatma Gandhi sagen, stellen wir uns nicht einen nackten, rosigen Säugling auf dem obligatorischen Krabbelfell im Studio des Familienfotografen vor. Wir sehen einen ausgezehrten Mann, der sich in die Gefängnisse der Besatzungsmacht schleppen läßt, der langfristige Hungerstreiks durchsteht, der in der Volksmenge zu Hause ist, der in der Volksmenge sein Konzept von der gewaltlosen Veränderung der Verhältnisse erklärt und der aus der Volksmenge heraus ermordet wird.

Wenn wir Martin Luther King sagen, denken wir….an einen Erwachsenen…an den zwingenden Formulierer von „I have a dream…“, an den Gemeuchelten von Memphis, Tennessee….“

Josef Reding erklärt im weiteren Text, dass wir den erwachsenen, unbequemen, provozierenden, ärgerlichen Christus nicht mit unserem Lebensmodus in Einklang bringen können und wollen und deshalb den Abstand zu ihm suchen, indem wir ihn auf die Geburt reduzieren, ihn klein halten, weil wir auch sein Leiden nicht ertragen.

Josef Reding, der 1929 in Castrop-Rauxel geboren wurde, konnte sein Abitur erst nach amerikanischer Gefangenschaft - er war als fünfzehnjähriger Junge noch zum Volkssturm eingezogen worden - 1951 ablegen und studierte Germanistik, Psychologie, Publizistik, Kunstgeschichte und Anglistik in Deutschland und in den USA. Kriegs- und Amerika-Erfahrung sowie seine christliche Grundhaltung prägten sein Leben und sein Werk. Er lernte in Amerika short stories kennen und wurde zum Meister dieser Gattung. Kurzgeschichten, viele Kinder-  und Jugendbücher, auch Drehbücher stammen aus seiner Feder.

Josef Reding war immer auch Schriftstellerkollege, der streitbar für die Rechte der Autorinnen und Autoren eintrat, sei es im Landesvorstand des Verbandes deutscher Schriftsteller Nordrhein-Westfalen (1971-1979), sei es als Bundesvorsitzender (1976 bis 1980).

Neben Wilhelm Damwerth, Wolfram Dorn, Agnes Hüfner u. a.  war Josef Reding 1977 Gründungsmitglied der Gesellschaft für Literatur in NRW e.V.

Ohne die  Unterstützung durch die Gesellschaft für Literatur ginge es vielen Autorinnen und Autoren in Nordrhein-Westfalen schlechter, das wusste niemand so gut wie Josef Reding, der - solange er konnte - fortwährend auf Lesereisen war, um für sich und seine Familie den Lebensunterhalt zu verdienen.

In den letzten Jahren blieb Josef Reding  Ehrenmitglied der Gesellschaft für Literatur. Aus dieser Rolle entlassen wir ihn nur ungern. Er wurde 90 Jahre alt und konnte auf ein erfülltes Leben zurückblicken, in dem es nichts desto trotz Höhen und Tiefen gab. Wir sind traurig einen wichtigen Schriftsteller, einen treuen Kollegen, einen guten Freund verloren zu haben.

Wir nehmen Anteil an der Trauer seiner Anhörigen, seiner Frau, seinen Kindern, seinen Geschwistern.

Josef Redings Geschichten werden bleiben. Nicht nur zu Weihnachtszeit.


Monika Littau

Vorsitzende der Gesellschaft für Literatur in NRW e.V.


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