Mittwoch, 27. Februar 2019

Postpoetry.NRW in Monheim am Rhein, 26.02.2019

Die Begegnung mit Bilderstürmer Sven Spaltner und Lyrikerin Klára Hůrková machte Gegenwartslyrik lebendig und gab viele Möglichkeiten zum Nachfragen. 


(c) Foto Martin Strohmeyer
„Warum hast Du das mit den Keksschichten und der Milchcreme so geschrieben?“
Circa 60 Schülerinnen und Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums, Klasse 10, begleitet von ihren Deutschlehrerinnen Petra Gelhausen und Ellen Amberg, brachten Sven Spaltner zuweilen ein bisschen ins Schwitzen mit ihrer Fragefreude. Aber wann gibt es schon die Gelegenheit, einen Autor, der nur wenig älter als die Schülerinnen und Schüler selbst ist und sich als Bilderstürmer entpuppt, zu befragen? 
(c) Foto Martin Strohmeyer
Das Kennenlernen von Gegenwartslyrik hat für junge Menschen oft noch Seltenheitswert, sind es doch meist Dichter*innen des 19., allenfalls beginnenden 20. Jahrhunderts, die im Unterricht behandelt und die Vorstellung von Lyrik prägen. Das Interesse an literarischen, lyrischen Texten ist naturgemäß besonders groß, wenn einzelne Zuhörerinnen und Zuhörer bereits selbst literarische
Schreiberfahrungen gemacht haben, beispielsweise im Ulla-Hahn-Haus, wo die postpoetry-Veranstaltung stattfand. Dort gibt es nämlich u. a. Schreibwerkstätten, eine davon leitet der für die Jugendarbeit zuständige Mitarbeiter Siegfried Bast.
Etwas zurückhaltender waren die Schülerinnen und Schüler mit ihren Fragen an Klára Hůrková, möglicherweise weil es doch eine gewisse Scheu im Umgang mit „erwachsenen Dichterinnen und Dichtern“ gibt. Klára Hůrkovás Themen des Morgens u. a. „das Wort“ und die Liebe, „Heimat Prag“ und „Heimat in Aachen“ entwickelte sie in ihren Texten an wenigen ausgewählten Bildern und schaffte so stimmige, ruhig-kontemplative Sprachräume.
Vielleicht war es im zweiten Teil der Veranstaltung auch ein wenig stiller, weil das Hören von so vielen Gedichten für die Schülerinnen und Schüler ein sehr ungewohntes Erlebnis war. Jürgen Brôcan, Preisträger postpoetry.NRW 2016, formulierte in seinem Essay: „Gedichte brauchen nur jemanden, der willens ist, nicht bloß zu konsumieren, sondern sich konzentriert auf eine Sache einzulassen, sich ihr behutsam anzunähern und selbst ein gelegentliches Stocken nicht als hinderlich, vielmehr als bereichernd zu empfinden.“[1] Genau diese notwendige Konzentration war bei allen Schülerinnen und Schülern bei der Autorenbegegnung spürbar.




[1] Jürgen Brocan: Wer pflegt die Fülle selten gehörter Stimmen? taz, 05.09.2014

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