Montag, 21. November 2016

postpoetry.NRW zeichnete zum siebten Mal Gedichte von NRW-Lyrikern und -Nachwuchsautoren aus

Von Caroline Dohmen

Zehn farbig gestaltete Postkarten, bedruckt mit Gedichten, die dazu einladen, sie in die Welt hinauszuschicken: Ein ganz traditioneller Kommunikationsweg, durch den Lyrik eine größere Leserschaft finden soll. Bei den Gästen der siebten postpoetry.NRW Preisverleihung schien die Idee anzukommen. Sie verließen die Veranstaltung nicht selten mit einem bunten Kartenstapel.

Am 12. November 2016 zeichnete die Gesellschaft für Literatur in Kooperation mit dem Verband deutscher Schriftsteller je fünf Lyriker und Nachwuchsautoren als Gewinner des Lyrik-Wettbewerbs im Rahmen einer öffentlichen Verleihung in der Stadtbibliothek Essen aus. Das Projekt postpoetry, finanziell unterstützt vom Land Nordrhein-Westfalen und der Kunststiftung NRW, gibt sowohl bereits etablierten Lyrikerinnen und Lyrikern sowie auch jungen Autorinnen und Autoren, ein Forum zur Verbreitung ihrer Gedichte und zum Austausch über ihre künstlerische Arbeit. Es leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Lebendigkeit der Lyrikszene, fördert die Autoren gezielt und lädt gerade junge Menschen ein, sich mit Lyrik zu beschäftigen.
Dieser Einladung sind im Rahmen der Preisverleihung und Lesung viele Menschen gefolgt.


Vor vollem Saal erhielt jeder der Preisträgerinnen und Preisträger die Möglichkeit, über das eigene Gedicht, andere eigene Werke und die künstlerische Tätigkeit zu sprechen. Die Moderatoren des Abends, die Schriftsteller Monika Littau und Jürgen Nendza, führten persönliche Gespräche mit den Autoren. Sie nahmen dabei vor allem Bezug auf Fotografien, die die Preisträger zuvor eingesandt hatten und einen konkreten Bezug zu ihrer literarischen Arbeit herstellten. Außerdem wurden die Laudationes der Jurys verlesen, die die Werke aus einer fachlichen Perspektive beleuchteten.

Das Programm wurde musikalisch ergänzt durch die europäische Band Santaï. Die jungen Musiker vertonen Gedichte internationaler Herkunft und gaben dem Publikum durch ihre Performance die Chance, eine weitere Dimension von Lyrik und die Interpretation von Dichtung durch Musik auf sich wirken zu lassen.

Die ausgezeichneten Lyrikerinnen und Lyriker Silke Andrea Schuemmer, Ingeborg Brenne-Markner, Sebastian Polmans, Jan Skudlarek und Jürgen Brôcan spiegeln durch ihre Preiswerke die große Variation von Stil und Inhalt der Gegenwartslyrik wider. Vielfalt zeigte sich auch in ihren Biografien: Manche Preisträger sind schon lange Teil der Lyrikszene und konzentrieren sich ganz auf das Schreiben von Gedichten, andere publizieren neben Lyrik auch andere belletristische Texte oder haben erst spät zur Lyrik gefunden.

Das Projekt postpoetry.NRW verschreibt sich keiner bestimmten Stilrichtung oder legt allein den Schwerpunkt auf die Reputation ihrer Autoren. Dafür sorgen einerseits die Juroren, die jedes Jahr neu ausgewählt werden (Literaturwissenschaftler, Verlagsvertreter und Lyriker) und ebenso die Anonymität des Wettbewerbs, die allein die Qualität der Texte in den Mittelpunkt stellt.

Die Nachwuchsautorinnen und -autoren überzeugten das Publikum ebenfalls von ihrem Können. Die ausgewählten Gedichte von Marie Illner, Meike Wanner, Thang Toan Nguyen, Tamara Malcher und Felix Güßfeld sprachen aktuelle, komplexe Thematiken an und gaben Denkanstöße. Die jungen Dichterinnen und Dichter zeigten sich im Gespräch mit den Moderatoren souverän und boten dem Publikum Einblicke in ihre Ideen und junge Kunst.

Den diesjährigen Publikumspreis gewann der 19-Jährige Thang Toan Nguyen mit seinem Gedicht „Kreuzworträtsel“. Thang Toan verfasst bereits seit einigen Jahren Gedichte und nahm an einer Begabtenförderung im Bereich des kreativen Schreibens teil.

Die bedruckten Postkarten, gestaltet von der Künstlerin Galya Popova, waren, neben dem Preisgeld und einem gemeinsamen Workshop, Teil der Auszeichnung eines jeden Autors. Sie lagen im Anschluss an die Preisverleihung auch für die Gäste zur Mitnahme aus und werden außerdem an Kultureinrichtungen und Bibliotheken zur Verbreitung weitergegeben.

So wie die Lyrik auf den Postkarten weitergetragen werden soll, wird auch der Austausch zwischen Lyrikern und Nachwuchs fortgesetzt. In den nächsten Monaten werden fünf Lesungen in verschiedenen Regionen NRWs stattfinden. In Bochum, Köln, Solingen, Wuppertal und Bielefeld sind die Autorentandems, bestehend aus einem Lyriker und einem Nachwuchsautor, zu Gast und stehen dem Publikum für Fragen und Diskussion zur Verfügung.



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