Preisträger des Landeswettbewerbs postpoetry.NRW zu Gast in der Stadtteilbibliothek Dortmund-Huckarde
Monika Littau und Thomas Kade (c) H.-D. Koch |
Kinder
lieben Gedichte und Abzählreime. Jugendliche lieben die „Lyrics“ ihrer Songs. Aber
Schülerinnen und Schüler entwickeln irgendwann Angst vor Gedichten. Vermutlich beginnt
dieser Prozess dann, wenn es darum geht, die Frage zu beantworten: „Was will
der Autor oder die Autorin mit diesem Text sagen? Was ist die Botschaft?“ Wie
muss der Text richtig interpretiert werden?
Wenn
Schülerinnen und Schüler jedoch Lyrikerinnen und Lyriker befragen können, was sie
mit ihrem Text gemeint haben, macht das interpretieren wieder Freude. Und genau
das geschah am Donnerstag, den 5. März, in der Stadtteilbibliothek Huckarde.
Ein
Deutschkurs (Jgst. 11) von Frau Ulbryck (Gustav-Heinemann-Gesamtschule), der sich
gerade mit dem Thema Lyrik beschäftigt, war zur postpoetry.NRW-Lesung in die
Bibliothek gekommen. Er hatte bereits zuvor eine Stunde lang kontrovers über
zwei Gedichte diskutiert, die ihm als Lyrik-Postkarten übergeben worden waren.
Es handelte sich um die Preistexte der Nachwuchsautorin Michelle Giering (Jg.
2000) und des Dortmunder Lyrikers Thomas Kade. Der Landeswettbewerb postpoetry prämiert
nämlich sowohl Texte ganz junger AutorInnen als auch gestandener LyrikerInnen
und schickt die Verfasser im Tandem auf Lesereise durch NRW.
Obwohl
die Nachwuchsautorin leider erkrankt war, konnte die von Monika Littau
moderierte Debatte über Gierings Text „Erdnussbuttertage“ u. a. mit Hilfe der
Erläuterungen der Jury fortgeführt werden. Thomas Kade aber wurde direkt zu
seinem Gedicht „zum Himmel“ befragt. „Kann es sein, dass die Waage, in der sich
der Himmel auf einem Müllcontainer für Altkleider spiegelt, defekt ist“? „Geht
es um das Verhältnis von Himmel und Erde“? „Geht es darum, was Bedeutung und
Gewicht hat im Leben“? Thomas Kade staunte gelegentlich über die Anmerkungen
und Überlegungen der jungen Leserinnen und Leser. Er bestätigte manche Hypothesen,
gab aber auch zu, dass er beim Schreiben an einzelne Aspekte, die genannt
wurden, nicht gedacht habe. „Manchmal ist der Text, der entsteht, schlauer als
sein Verfasser“, lächelte er.
Interessant
war der Blick in die Textwerkstatt des Dortmunder Autors, der nicht nur seine Beobachtungen
in Notizheften sammelt, sondern auch fremde Zettel, die er beispielsweise in
einem Einkaufswagen findet. Sie können ebenso wie Nachrichten, eine Fernsehsendung
oder ein Geräusch Ausgangspunkt eines Gedichts werden.
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