Mittwoch, 23. März 2016

"wo der polarstern steht"...










Zum ersten Mal war postpoetry.NRW zu Gast in Essen (Jugendbibliothekszentrum Schonnebeck). Es lasen Willi Achten (links) und Sarah Marie Meinert (rechts). Letztere war kurzfristig für Sascha Nikolskyy eingesprungen.
Willi Achten stellte welthaltige kritische Lyrik vor, die ihre Impulse u. a. von aktuellen und historischen Themen sowie Reisen erhielten. 
Hier ein kurzer Auszug aus einem Gedicht, das die Lebenssituation von Frauen an der mexikanischen Grenze zu den USA thematisiert:

Grenzgänger
                                                                                    
Der Griff in dein Haar, das Blaulicht heult, die Frauen voll Zauber Pulver- säckchen unter den Achseln und im Darm, wenn der Verschluss sich löst
dämmern wir in der Luft unter dem Gesang der Überlandleitung in den Wärmebildern vor der Ausfallstraße, sie meinen uns…

Sarah Marie Meinert machte deutlich, wie es ihr mit Hilfe der Lyrik gelingt, sich auszurichten und Orientierung zu finden.  

Polarstern
wenn ich nur

mit sicherheit wüsste
wo der polarstern steht
in mir wohin mich mein morgen-
sterndenken führt

welche linie
die ich zu sternbildern ziehe
sich nicht an nichts-
sagende gestalten verliert

mutig würde ich mich
durch alle wolkenschichten
stürzen,

um

auf festem grund
schritte zu wagen schritte

Herzlichen Dank an die Stadtbibliothek Essen für die Organisation und Ausrichtung der Veranstaltung und an das interessierte junge Publikum der Gustav-Heinemann-Gesamtschule für seine Aufmerksamkeit.


(v.l.n.r.: Sandra van den Ouden, Stadtbibliothek Essen, Willi Achten, Lyriker, Monika Littau, Moderatorin, Sarah Marie Meinert, Nachwuchsautorin)

Mittwoch, 9. März 2016

Essen, 17. März 2016, 10 Uhr

Willi Achten, Lyriker aus Aachen, und Sascha Nikolskyy, Nachwuchsautor aus Bonn, beide postpoetry.NRW-Preisträger 2015, sind am 17. März zu Gast in Essen. Durch die Veranstaltung führt Monika Littau. 





Willi Achten, (geb. 1958 in Mönchengladbach) studierte Germanistik und Sonderpädagogik in Bonn und Köln und wurde Lehrer in Aachen. Seit den frühen neunziger Jahren arbeitet er auch als Schriftsteller. Nach einem erfolgreichen Gedichtband, für den er den Düsseldorfer Lyrikpreis erhielt, veröffentlichte er zahlreiche Romane: Ameisensommer wurde mit dem Diotima Literaturpreis und dem Dormagener Federkiel ausgezeichnet. Zuletzt erschien Die florentinische Krankheit.
Jüngste Veröffentlichungen von Lyrik finden sich in Zeitschriften und Anthologien. Für seine literarischen Arbeiten erhielt er Stipendien und Preise, zuletzt ein Arbeitsstipendium des Landes Nordrhein-Westfalen und den Nettetaler Literaturpreis.

Sein Lesungspartner ist der 1993 in der Ukraine (Charkiv) geborene Sascha Nikolskyy. Im Alter von 10 Jahren kam er nach Deutschland, wo er zunächst in Köln und heute in Bonn lebt und derzeit Mathematik studiert. Seit seinem 18. Lebensjahr schreibt er lyrische Texte. Im postpoetry-Wettbewerb wurde er für sein Gedicht „11 Jahre“ ausgezeichnet.

Moderiert wird die Lesung von der Bonner Autorin und Initiatorin des Projektes Monika Littau.  

17. März 2016, 10 Uhr, Stadtbibliothek Essen/Jugendbibliothekszentrum Schonnebeck, Schonnebeckhöfe 58-64, 45309 Essen

postpoetry.NRW ist ein Projekt der Gesellschaft für Literatur in NRW e.V. in Kooperation mit dem Verband deutscher Schriftsteller NRW. Es wird unterstützt vom Kulturministerium (MFKJKS) und der Kunststiftung NRW.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Stadtbibliothek Essen statt.


Donnerstag, 3. März 2016

"Es ist still.Wir sind auf Sendung" - Lesung in Wuppertal, 2. März 2016

In einer konzentrierten Atmosphäre „sendeten“ Adrian Kasnitz, Lyriker aus Köln, und Jing Wu, Nachwuchsautorin aus Dortmund/München, gestern in der Stadtbibliothek Wuppertal ihre Poesiebotschaften. Lyrische Verfahren und Texte markierten die Weite gegenwärtigen Lyrikschaffens. Wie das anschließende Gespräch zeigte, hatten sie ihre „Adressaten“, circa 80 Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Langerfeld und der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule erreicht und für sich eingenommen.

Adrian Kasnitz las noch druckfrische Texte seines „Kalendariums # 2“. Sie gehören zu einem großen Gesamtprojekt von zwölf Veröffentlichungen. Monatsweise sind die Tagesgedichte zusammengebunden. Der Februar mit 29, d.h. einem Schaltjahr entsprechenden Tagen, bot durchaus nicht nur jahreszeitliche Bezüge wie Schnee, gefrorenes Gras und Karneval. Im Kern offenbarte sich ein fast schwebendes Tasten nach Gedanken, Wörtern, Silben, Vokalen, eine ständige Veränderung und Auflösung, ein Changieren zwischen Innen- und Außenwelt.

Deutlich handfester dagegen waren die Themen der jungen, gebürtig aus China stammenden Jing Wu. Ihre Gedichte suchten nach Standpunkten, nach Wahrheiten, nach Grenzen, aber auch nach ihrer Überschreitung. Sie begann mit einem Poetry-Slam-Text, in dem sie ihre Lebensgeschichte und ihren Weg zum Schreiben gekonnt thematisierte. Die Erfahrung, aus einem anderen kulturellen Kontext nach Deutschland zu kommen und sich schreibend seinen Weg zu suchen, sprach das junge Auditorium an. Eine ganze Reihe der Anwesenden dürfte ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Selbst die Leiterin der Stadtbibliothek, Frau Scharmann, überzeugte Jing Wu mit ihrem Text, da er auch die besondere Bedeutung von Bibliotheken thematisierte.

Jürgen Nendza, Lyriker aus Aachen, stellte die beiden Autoren vor, zog sie und das Publikum in ein anregendes Gespräch.
So war es am Ende der Veranstaltung durchaus nicht mehr still. Die „sendenden“ Lyriker hatten die Gäste zu empfänglichen Hörern gemacht, vielleicht auch zu Lesern, die nun häufiger zu einem Gedicht greifen oder gar selbst eines verfassen.

Die Anschlussveranstaltung im Rahmen von postpoetry.NRW 2015 wurde möglich durch die Unterstützung des Kulturbüros der Stadt Wuppertal.