Am
Ende ist es immer eng. Jeder, der schon einmal in einer Jury mitgewirkt hat,
kennt das. Die Zahl der in Frage kommenden Texte und Autoren ist größer als die
Zahl der zu vergebenden Auszeichnungen. Deshalb hat die Junge Jury von
postpoetry.NRW in diesem Jahr beschlossen, einige der Finalisten zumindest auf
der Web-Seite des Projektes mit ihrem Text vorzustellen.
Besonders
gern tun wir dies mit der in Lünen lebenden Johanna Mack, die aufgrund eines
Auslandssemesters auf die Auszeichnung verzichten musste.
Der
Kokon bricht auf
von Johanna Mack
Ich wusste, der Winter hat dich
als die Straßenlaternen zu jagen
begannen
als deine Morgenmilch sich grau
färbte
als der Zug von den Gleisen tanzte
als Staub seine Schienen verschneite
auf deinem Regal
Bevor du es bemerktest
sah ich dich verfolgt von
den weißen Wanderern
deine Treppenstufen demontierend
als du so stark warst
dass Spatzen in deiner Hand barsten
und wir alle suchten Schutz auf dem
Balkon
während du die Herde
durchmarschieren ließest
(Wuchernde Eislilien blockierten uns
die Sicht)
Seitdem
umkreist du die Pfützen
- ihre Regenbogen könnten dich
ertränken –
zitterst in der Mittagssonne
umschleichst die Skizze der Festung
wir zögern auf der Kante jedes
schwindelnden Wortes
Johanna Mack (Jahrgang 1994) lebt in Lünen. Sie ist
Studentin der Angewandten Literatur- und Kulturwissenschaften und Journalistik
an der TU Dortmund sowie im Fach Französisch an der Ruhr Universität Bochum.
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