Eva von der Dunk, Autorin (Kunsthof Nordkirchen)
(c) Fotocollage: Martina Kiel
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Poesiebotschaften
aus fünf Wettbewerbsjahren
lassen
auf Fortsetzung hoffen
Eva
von der Dunk
Seit
fünf Jahren (seit 2010) gibt es den Gedichtwettbewerb postpoetry.NRW. Zum einen will er den lyrischen Nachwuchs fördern,
zum anderen Lyriker und Lyrikerinnen unterstützen, ebenso wie die Lyrikszene
des Landes insgesamt. Bisher fand die Veröffentlichung der Preistexte auf
Postkarten statt. Die Qualität der in fünf Jahren entstandenen und prämierten
Texte hat die Gesellschaft für Literatur jetzt veranlasst diese gesammelt in
einem Buch zu präsentieren, gefördert und unterstützt vom Ministerium für
Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, der Kunststiftung
NRW, dem VS-NRW und herausgegeben
von Monika Littau.
Wenn
ich das Buch in die Hand nehme, lädt es mich jedes Mal wieder zum neugierigen
Schmökern ein. Ich treffe erfreut auf alte Bekannte und auf mir unbekannte
Autorinnen und Autoren.
Die
Aufmachung spricht mich an und lässt schon im Einband die Vielschichtigkeit
erkennen, die mich im Innern erwartet - eine angemessene und erfreuliche Widerspiegelung der Lyrik in und aus NRW.
Vielen Gedichte überlasse ich mich gern und folge den Spuren der
Lyrikkolleginnen und -kollegen.
Die
Zugänge zu den preisgekrönten Gedichten sind mal hilfreich und liefern
Orientierung und bieten Zusammenhänge, die einem Gedächtnis auf die Sprünge
helfen. Manchmal finde ich sich störend. Dann wieder stelle ich fest, dass mir
vergleichbare Zugänge fehlen, die mir Hinweise, und Zuordnungen anbieten, an
denen ich mich orientieren und reiben kann.
In
dieser postpoetry-Anthologie wird
sichtbar, wie viele ernst zu nehmende junge Lyrikerinnen es gibt (nicht nur in
NRW).
Bei
manchen der Nachwuchsautorinnen und -autoren frage ich mich mit Spannung, was
sie wohl in 10 Jahren schreiben, und ob ihre Lyrik sich weiterentwickeln oder
in der Schublade verschwinden wird.
Leider
taucht bei den Preisträgern ein weit verbreitetes Ungleichverhältnis auf, das
mich als Lyrikerin immer wieder in unwilliges Erstaunen versetzt. Während bei
den Nachwuchspreis-trägerinnen und -preisträgern 23 weibliche und nur 4 junge
Männer vertreten sind, ist das Verhältnis bei den Preisträgern 14 Männer zu 5
Frauen. Ich frage mich, ob sich weniger Lyrikerinnen bewerben oder wann und
warum Frauen aufhören Lyrik zu schreiben – tun sie das? Wo und wie fallen sie
durch das Raster der Jury? Und gibt es männliche und weibliche Themen und
Schreibweisen, die auch bei anonymisierten Ausschreibungen wie postpoetry.NRW geschlechtsspezifisch
ankommen?
Die
Themenvielfalt ist groß, es wird über Natur und Liebe, erste Liebe, frische
Liebe, One-night-stand, Liebeskummer und Einsamkeit geschrieben, über
Erinnerungen, Heimat, Straßen- und Stadtbilder und ihre Bewohner. Momentaufnahmen,
Sehnsucht nach Liebe, nach Freiheit, Kriegsnachrichten, Erwachsenwerden, Schreibblockaden, Gebrauchsanweisungen für
das Leben als solches und Zeugnis von politischen und weltpolitischen
Katastrophen, und nicht zuletzt Cyberspace u.v.m. werden bedachtet, gereimt
oder ungereimt, und vor allem und immer wieder wird die Freude an der Sprache
lesbar.
Ich
hoffe, dass ich in einigen Jahren den Fortsetzungsband mit den Preisträgerinnen
und Preisträgern aus den darauf folgenden fünf Jahren in Händen halten werde. Und
vielleicht findet sich dann bereits die ein oder andere Nachwuchsautorin oder der
ein oder andere Nachwuchsautor unter den Lyrikerinnen und Lyrikern? Ich bin
gespannt.
April
2016
postpoetry.NRW – Poesiebotschaften aus fünf
Wettbewerbsjahren, hrsg. von Monika Littau, Düsseldorf (Edition Virgines) 2015.
ISBN: 9783944011394, 180 Seiten, Hardcover, 15,00
€.
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