Samstag, 15. Februar 2014

Postpoetry.NRW zu Gast beim Verein für Literatur in Dortmund

Ein Abend zwischen Zaubernüssen, Gedankenbenutzungsbestimmungen, Litauischen Trucks und Taumelkäfern


Direkt aus Glasgow kam die gebürtig aus Münster stammende Verena Kramer (Jg. 1993) zur Lesung ins Taranta Babu. Die Nachwuchspreisträgerin von postpoetry.NRW 2013, die zuvor bereits im d-radio-Wettbewerb „lyrix“ ausgezeichnet worden war, studiert seit Herbst 2013 in Schottland vergleichende Kulturwissenschaften. Wie in ihrem Preisträgergedicht „Gedankenbenutzungsbestimmung“ spielt die intellektuelle Überprüfung und Einordnung von Erfahrungen, die zugleich emotional ins Bild gesetzt werden, eine wichtige Rolle in ihrer Lyrik. In Wortkaskaden von Wiederholungsstrukturen, Assonanzen, Alliterationen stürmte ihre Sprach- und Gedankenwelt auf die Zuhörerinnen und Zuhörer im Taranta Babu ein. Die Lesung profitierte von ihrem brillanten Vortrag.

Walter Wehner (Iserlohn/Essen, Jg. 1949), Preisträger in der Kategorie „Lyriker NRW“ und besser bekannt als Kriminalromanautor im Tandem H.P. Karr (alias Reinhard Jahn) und Walter Wehner, ist promovierter Germanist und war viele Jahre hauptberuflich an der Volkshochschule Essen tätig. Er verfasste neben Krimis (bislang fast 20), Hörspielen (12 an der Zahl), auch Sachtexte und initiierte ein Internetprojekt mit Robinsonaden.
Lyrik lag ihm immer schon am Herzen, was sich auch daran zeigt, dass er leidenschaftlicher Sammler von Gedichtveröffentlichungen ist. Seine Lyrikbibliothek umfasst circa 5000 Bände. Die eigenen Gedichte landeten aber nach ersten Veröffentlichungen in den 70er und 80er Jahren vornehmlich in der Schublade. „Mit Lyrik kann man eben kein Geld verdienen“,  war seine knappe und konsequente Begründung am gestrigen Abend. Umso erfreulicher war es, dass sein Lyrikschaffen durch den postpoetry-Preis nun öffentliche Resonanz fand.
 Der Autor nahm die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine Reise durch sein Lyrikschaffen seit den 70er Jahren. Deutlich veränderten sich Schwerpunktthemen und Formen in dieser Zeit. Stichpunkte seiner Lesung waren Schriftstellerkollegen (u. a. „Schriftstellernekrolog“), Sprache („Der Tanz der Vokale im Ohr“), Märchenhaftes („die taumelkäfer im wassertrog/tragen ins dunkle/die silberne perle luft“), Gedichte über Kinder („schlafenmüssen“) und die Wahrnehmung von Realität/politischer Realität wie in seinem Preisgedicht „schnappschuss“, das einen Moment auf der B1 zwischen Huttrop und Kray einfängt.

Durch den Abend führte der in Dortmund lebende Lyriker Thomas Kade, von dem zuletzt die Gedichtsammlung „KörperFlüchtigkeiten“ in der Reihe „rotefadenlyrik“ (Edition Haus Nottbeck) erschien. Anders als Walter Wehner legte er sich früh darauf fest, dass Lyrik „seine“ Gattung ist. Seit den 80er Jahren engagiert er sich zusammen mit anderen Dortmunder Schriftstellerinnen und Schriftstellern des Vereins für Literatur (kurz VfL genannt) in Lyrikwochen und –tagen dafür, Gedichte Leserinnen und Lesern näher zu bringen.   


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