Streng alphabetisch beginnt die Reihe der Lyriker NRW mit Christoph Danne.
Das Gedicht „grand tour“ arbeitet im Sinne
einer poetischen >Ars povera< nur mit den Zeilenbrechungen als Mittel lyrischer
Inszenierung. Der Titel >grand tour< ist nicht nur wörtlich als ausgedehntes Wanderunternehmen zu
verstehen, obwohl auch das Laufen an der „peripherie im/ graubereich“ eine Rolle spielt, sondern es
gestaltet auch die Hoffnung auf eine Annäherung der beiden Individuen, die das
„wir“ des Beginns ausmachen. Das Wandern vollzieht sich in einem offenen
Bereich, „wo/ ausfallstraßen die himmelsrichtung/ definieren die hunde nicht
mehr/ angeleint sind“. Doch die Freiheit kennt Grenzen. Die Sprache selbst
erweist sich als Problem, die Kommunikation zwischen den beiden Individuen
läuft nicht glatt, gerät ins Stolpern. Hier setzt der Autor eine kühne Metapher
ein: „wir/ hantierten mit wörtern die/ wie ausgedünnte betonflächen/ in unseren
mündern lagen“, mag der wie-Vergleich auch riskant sein, er akzentuiert die
Schwere der Schwierigkeit, sich dem Du mitzuteilen. Die Sehnsucht nach einer
Neuigkeit, die plötzlich hereinbricht, schlägt ein neues Thema an, verweist auf das
Ungenügen an der ereignislosen Alltäglichkeit, deutet auf den Graubereich des
täglichen Einerleis hin und stellt so den Bezug zum Beginn her. Das „wir liefen
auf grund“ gewinnt nun die Bedeutung des Stillstands. Und das Vorlesen von Kontaktanzeigen „aus einer
geklauten zeitung“, das als ein sehr seltsamer Versuch der Werbung erscheinen
mag, drückt in seiner Nachhaltigkeit – „bis wir druckerschwärze/ an den händen
hatten“ - auf intensive Weise das
Gefühl der Einsamkeit und Sehnsucht nach Nähe, Freundschaft, Liebe des
lyrischen Ichs aus. Die Lektüre signalisiert dem Du auf moderne Weise seinen Liebeswunsch,
die es durch ein „komm“ beenden möge. Der
Autor hat das fragile Sujet >Liebe<, >Liebessehnsucht<, das allzu
leicht in pseudopoetischen
Kitsch abzugleiten droht,
in moderner Form aufgegriffen. Er wählt eine > prosaische< lyrische Form,
die jedes Pathos verhindert, und vermittelt über das heutige Medium der
Kontaktanzeige, die er als Lektüre einsetzt, auf uneigentliche Weise seinen
Liebeswunsch. Die Kontaktanzeige als erotische Metapher der Gegenwart!
Christoph Danne wurde 1976 in Bonn
geboren.
Er studierte Deutsche Literatur und Sprache, Neuere und angloamerikanische Geschichte in Berlin, Salamanca und Köln.
Er studierte Deutsche Literatur und Sprache, Neuere und angloamerikanische Geschichte in Berlin, Salamanca und Köln.
Seit 2001 regelmäßige Veröffentlichungen in Anthologien, Magazinen,
Heftreihen und Literaturzeitschriften. Initiator und Veranstalter der
literarischen Lesereihe gegenlichtlesen, seit 2010. Zudem organisiert er
den Lyrikabend HELLOPOETRY!;
2011 Veröffentlichung des Gedichtbands finderlohn,
2014 erscheint der Gedichtband das halten der asche (lyrikreihe
030) in der parasitenpresse.
Danne wurde vom Literatur-Atelier Köln mit dem Bachmannpreis für
alle ausgezeichnet.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen