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Montag, 21. November 2016

postpoetry.NRW zeichnete zum siebten Mal Gedichte von NRW-Lyrikern und -Nachwuchsautoren aus

Von Caroline Dohmen

Zehn farbig gestaltete Postkarten, bedruckt mit Gedichten, die dazu einladen, sie in die Welt hinauszuschicken: Ein ganz traditioneller Kommunikationsweg, durch den Lyrik eine größere Leserschaft finden soll. Bei den Gästen der siebten postpoetry.NRW Preisverleihung schien die Idee anzukommen. Sie verließen die Veranstaltung nicht selten mit einem bunten Kartenstapel.

Am 12. November 2016 zeichnete die Gesellschaft für Literatur in Kooperation mit dem Verband deutscher Schriftsteller je fünf Lyriker und Nachwuchsautoren als Gewinner des Lyrik-Wettbewerbs im Rahmen einer öffentlichen Verleihung in der Stadtbibliothek Essen aus. Das Projekt postpoetry, finanziell unterstützt vom Land Nordrhein-Westfalen und der Kunststiftung NRW, gibt sowohl bereits etablierten Lyrikerinnen und Lyrikern sowie auch jungen Autorinnen und Autoren, ein Forum zur Verbreitung ihrer Gedichte und zum Austausch über ihre künstlerische Arbeit. Es leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Lebendigkeit der Lyrikszene, fördert die Autoren gezielt und lädt gerade junge Menschen ein, sich mit Lyrik zu beschäftigen.
Dieser Einladung sind im Rahmen der Preisverleihung und Lesung viele Menschen gefolgt.

Samstag, 19. November 2016

Preistexte Nachwuchs - Meike Wanner



















Laudatio zu Meike Wanners Gedicht „Im Treibhaus“
Im Spiel mit der Redewendung „im Glashaus mit Steinen um sich werfen“ zeichnet Meike Wanner ein etwas anderes Familienportrait: stellt das Treibhaus die Familie zunächst im wahrsten Sinne als eine Art Mikrokosmos oder Schutzraum dar, in dem ein Kind aufwachsen und gedeihen soll, wird schnell deutlich, dass dieses Gewächshaus anders ist. Das Treibhaus besteht nämlich aus „väterlichem Panzerglas“, stabil genug, um die Familie zusammenzuhalten und einen Ausbruch daraus zu verhindern, ironischerweise kann es aber keinen (Wut-)Ausbruch innerhalb der vier Wände aufhalten. ...

Preistexte Nachwuchs: Thang Toan Nguyen - Publikumspreis 2016


















Laudatio zu „Kreuzworträtsel“ von Thang Toan Nguyen
Thang Toan Nguyen führt uns mit seinem Text in eine Situation, in der das Ich des Gedichts sowohl mental als auch kognitiv unentschlossen, ja widersprüchlich gestimmt wirkt, auf jeden Fall nicht ganz bei der Sache ist, die es vorgibt zu tun, nämlich ein Kreuzworträtsel zu lösen. „Stehend pendelt der Stift“.
Das Ich nimmt die vorgestanzten Buchstabenkästchen nicht richtig wahr, scheint dies auch gar nicht zu wollen, denn für „Muster“ und „Wissenprediger“ fehlt ihm das Interesse.
Stattdessen unterläuft der Schreibende die Vorgaben und lässt seiner Kreativität freien Lauf, ignoriert Frakturen und notiert stattdessen Neologismen.

Preistexte Nachwuchs NRW: Tamara Malcher


















Laudatio zu „kletterbäume auf den zungen“ von Tamara Malcher
In „kletterbäume auf den zungen“ fängt Tamara Malcher den Augenblick ein, in dem eine neue, fast schon aufgegebene Beziehung beginnt. Obwohl man kaum etwas über das Paar weiß, entwirft die Autorin mit bloßen Andeutungen ganze eine Szene, die sich wie von allein im Kopf des Lesers vervollständigt. Es ist die Rede von einer fünften Zigarette, es scheint also schon ein längeres Gespräch vor dem Haus zu sein, das die beiden führen. Und dennoch wird das lyrische Ich weder hineingebeten noch weggeschickt, sodass es die Hoffnung auf eine Beziehung schon zu Beginn des Gedichtes mit dem Zaunpfahl begräbt. Mit einer Leichtigkeit nimmt Tamara Malcher Sprachbilder aus der Garten-/Naturwelt und setzt sie ein in einen neuen und ganz eigenen Kontext, der hier auch von einer augenzwinkernden Melancholie geprägt ist: „in zeiten des bienensterbens ist es schwer//ein selbstportrait mit bienenschwarm zu malen“ heißt es da zum Beispiel. Mag man ...

Preistexte Nachwuchs NRW: Marie Illner

Laudatio zu Marie Illners Gedicht „Oder?“
Marie Illners Gedicht „Oder“ spricht den Leser auf Anhieb durch seine Aktualität an und lenkt behutsam den Blick auf humanitäre Katastrophen der Gegenwart.
Die ersten drei der insgesamt vier knappen Strophen vermitteln durch ihren einfachen und parallelen Aufbau den Eindruck großer Monotonie. Phänomene wie „Lärm“, „Regen“ und „Feuer“ werden im Hinblick auf ihre Wahrnehmung durch Menschen, die sich mit geschlossenen Augen in unmittelbarer Nähe befinden, thematisiert. So heißt es etwa lakonisch:
„Neben Lärm
Ist es laut
Auch mit geschlossenen Augen“
Die zunächst trivial wirkenden Feststellungen zu Sinneswahrnehmungen von Feuer, Lärm und Regen, werden jedoch in der vierten und letzten Strophe in ein neues Feld geführt. Gegenstand sind hier „Zäune“ und die Frage, was hinter Zäunen geschieht. Hier wird ein latentes Wissen abgerufen, dass „Auch mit geschlossenen Augen“ im Bewusstsein abgerufen werden kann.
Der hierbei evozierte mögliche Zusammenhang zwischen „Zäunen“ und „Leid“ kann vom Menschen als einem fühlenden Wesen, das auch Naturereignisse wie „Feuer“ durch bloße Wärme erahnen kann, nicht geleugnet werden. Er muss das Leid nicht erst sehen,...
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Preistexte Nachwuchs NRW: Felix Güßfeld

Laudatio zu „Großraum.büro“ von Felix Güßfeld
Das Gedicht „Großraum.büro“ von Felix Güßfeld sticht besonders aufgrund seiner Metaphorik hervor. Anhand des Bildes einer Spinne, die als „Netzwerk-Weberin“ die Kontrolle über ihr Umfeld geschickt auszuüben weiß, gelingt es dem Autor, die Kälte und das Kalkül eines alles kontrollierenden „Machtmenschen“ im Arbeitsalltag eines Großraumbüros darzustellen. Die Machtstrukturen versucht die Spinne als mörderische Fallenstellerin („hungrige Mördergruben“) zu erhalten, indem sie Mitarbeiter und Kollegen durch ihr breit gespanntes „Netz“ einzufangen und „auszusaugen“ versucht.
Das Großraumbüro ist so sehr durch die Dominanz dieser Spinne beherrscht, dass sich die Situation nicht nur als krank oder krankmachend darstellt („Netzwerk-Diabetes“), sondern jegliches Leben und Überleben ersterben lässt („Ein All in dem nichts kreist“). Der Spinne - und somit gleichsam dem „Machtmenschen“ - dient sein Netz als Mechanismus zur Selbsterhaltung, während die darin gefangenen Fliegen zu Atomen „toter Elektronen“ degradiert werden.
Der Text überzeugt in seiner sprachlichen Stringenz und konsequenten Konstruktion auf drei Bildebenen (Großraumbüro, Spinnennetz, All). Diese werden zudem perspektivisch gebrochen („Eine Fliege, frisch geschlüpft“). Felix Güßfeld schafft in in seinem Gedicht einen assoziativen Bildraum, der die Jury von seinem Text überzeugte.



Preistexte 2016 in der Kategorie Lyrikerinnen und Lyriker NRW: Jan Skudlarek

Laudatio zu Jan Skudlareks Gedicht „Im Rausch gegebene“

Das Gedicht „Im Rausch gegebene“ von Jan Skudlarek tritt uns in einem gewitzten und angenehm akademischen Habitus entgegen. „Das Narrativ“, „Aristoteleszitate“, „Panamapapiere“ zumindest scheinen „Fachwissen“ vorauszusetzen und dem Rezipienten die Bereitschaft abzuverlangen, sich auf Schilderungen einer partnerschaftlichen Beziehung im Modus ihrer intellektuellen Kontextualität einzulassen. Denn, so will es das Gedicht uns weismachen, es handelt sich um eine „Bettgeschichte“. Sie wird klassisch auf zwei Ebenen geschildert, Inhalt und Subtext: das „Narrativ“, bei dem sogar Wortspiele, wie die Verwandlung der Metaebene in ein Adjektiv Raum haben. Zur erwartbaren Ausstattung einer „Bettgeschichte“ gehören „Versprechen“, „Münder“, „Küsse“ und „Fingermuskeln“. Der Dreh zum größeren Thema

Preistexte 2016 in der Kategorie Lyrikerinnen und Lyriker NRW: Silke Andrea Schuemmer

Laudatio zu Silke Schuemmers Gedicht „IN  DER  PETRISCHALE  WIRD  ES FRÜHER TAG (20) – Engel“
Das Setting ist auf den ersten Blick klar: Silke Andrea Schuemmers Gedicht Aus: In der Petrischale wird es früher Tag (20) versetzt den Leser direkt in ein Labor. Gleichzeitig findet er aber auch Begriffe wie Engel, verweht, Erzürnte, die weder von der Bedeutung noch vom Stil her direkt mit einer nüchternen Laboratmosphäre in Verbindung gebracht werden können. Dazu gibt uns die Autorin Hinweise auf einen anderen Text: die erste der Duineser Elegien von Rainer Maria Rilke. Während sich dort ein lyrisches Ich mit den Widersprüchen der conditio humana fragend, klagend, preisend und in immer neuen Reflexions- und Singbewegungen auseinandersetzt, spricht in diesem Gedicht ein wir. Es scheint menschlich zu sein, aber ist es schon Produkt eines Experiments oder noch dessen Ausgangsmaterial? Jedenfalls berichtet es von den Vorgängen im Labor und beschreibt sich selbst als absolut passiv. Das wir wird infiltriert (ähnlich dem Beimpfen einer Petrischale zum Erzeugen von Zellkulturen), geatmet, durchwandelt, verlassen und ist Transportvorgängen...

Preistexte 2016 in der Kategorie Lyrikerinnen und Lyriker NRW: Sebastian Polmans


















Laudatio zu Sebastian Polmans Gedicht „wie regen entsteht“
Sebastian Polmans Gedicht „wie regen entsteht“ ist dem weiten Feld der Naturlyrik zuzurechnen. Im Titel kündigt er an, dass er das Zustandekommen eines Phänomens dieser Welt ergründen oder sogar erklären wird. Wie auch sonst im Fall von Gedichten hat es dieser lyrische Versuch zur Erläuterung verborgener und komplexer Zusammenhänge jedoch in sich. Denn keinesfalls dürfen wir erwarten, dass uns das zu untersuchende Phänomen vermittels linearer Erklärungssprache nahegebracht wird. Das Gedicht, jedes Gedicht, wenn es wie dieses gelungen ist, schafft Verständniszugänge, die über eine kognitive Aneignung hinausgehen. ... Bitte unter Weiterlesen klicken

Preistexte 2016 in der Kategorie Lyrikerinnen und Lyriker NRW: Jürgen Brôcan

Laudatio zu Jürgen Brôcans Gedicht „fliehende Zimmer“

Beim Lesen der Gedichtüberschrift haben wir sofort eines der zahlreichen  Interieurs von Vilhelm Hammershøi vor Augen:  Ein Zimmer, leer bis auf wenige Gegenstände, niemand ist da, die Tür ist offen. Sie gibt den Blick frei in ein weiteres Zimmer, auch dort Leere, wieder eine offene Tür, durch die der nächste Raum sichtbar ist. Vielleicht sind es diese Räume in den Räumen, die sich wie Bilder in  Bildern vom Vordergrund entfernen und den Blick des Betrachters immer tiefer in das Gemälde und seine Stimmung aus Stille und Leere hineinziehen, was Jürgen Brôcan zu dem Titel fliehende zimmer inspirierte. Wie auf den Interieurgemälden des dänischen Malers scheint auch im Gedicht die Zeit stillzustehen. Es gibt keine Handlung. Spiegel werden aufgerufen, in denen sich ein paar wenige Möbel in ihrer Reglosigkeit treffen. Die Spiegelbilder öffnen zwar den Raum, verdoppeln jedoch nur die zu ihm gehörigen Dinge. Sie verstärken die meditative Stimmung des Gedichts, die schon am Anfang mit der Frage wovon träumen spiegel angelegt ist. Die Sprache ist einfach, zählt auf, was das Auge sieht. ...
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Preistexte postpoetry 2016 in der Kategorie „Lyrikerinnen und Lyriker NRW“: Ingeborg Brenner-Markner


Laudatio zu Ingeborg Brenne-Markners Gedicht „ohne gewicht“

Ein leichtes Gedicht hat Ingeborg Brenne-Markner geschrieben, „ohne gewicht“  und doch erinnerungsschwer und traumtief. Aus einer ländlichen Landschaft, aus Gärten, Mohn, Wiesen und Wegen führt sie uns nächtlich in „das dunkle gestrüpp der zimmer“. Die Natur scheint eingedrungen in die Zivilisation, die Geborgenheit im Inneren des Hauses dem Unbehaustsein gewichen. Und doch gibt es zwei Frauenfiguren, die dem Traum-Ich im dunklen Gestrüpp vielleicht Halt und Schutz bieten: „in der küche die großmutter“ und „in der stube die mutter“. Archaische Bilder, Märchenmotive tauchen auf, Erinnerung an ländliche Kindheit wird wach und die Großmutter ist eine Parze, die Fäden zu spinnen weiß und die Welt halten kann. Die Hoffnung auf die Mutter indes erweist sich als trügerisch, die Türen halten nicht mehr dicht, das Haus wird durchlässig und beängstigend kalt. Die „tage gehen“, die Nächte kommen, aber nach ihnen kommt auch immer wieder ein neuer Morgen und so wie Heine in seinen „Nachtgedanken“ den Morgen besingt („Gottlob! durch meine Fenster bricht/ Französisch heit‘res Tageslicht“), so verspricht auch hier der Morgen Hoffnung. 
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Freitag, 21. Oktober 2016

Vorgestellt: "die" von Johannes Hülstrung

Am Ende ist es immer eng (2). 
Jeder, der schon einmal in einer Jury mitgewirkt hat, kennt das. Die Zahl der in Frage kommenden Texte und Autoren ist größer als die Zahl der zu vergebenden Auszeichnungen. Deshalb hat die Junge Jury postpoetry.NRW beschlossen, einige der Finalisten zumindest auf der Web-Seite des Projektes mit ihrem Text vorzustellen.

Heute zu lesen das Gedicht des in Hagen geborenen Nachwuchsautors Johannes Hülstrung.







die
von Johannes Hülstrung

du bist die
ich dienstag am bahnhof traf
die eigentlich nicht
dagewesen wäre die

mich an und aus lächelt und
sich verlegen durchs haar streicht
mir dreimal ihren namen
sagt bevor ich danach frage

die ihre prinzipien hat und
einen tag wartet
die viel zu schön ist für
nur zwölf zeilen


Johannes Hülstrung, geboren 1993 in Hagen, studiert Journalistik an der TU Dortmund. Volontariat bei der Neuen Westfälischen. Freier Journalist. Veröffentlichungen von Lyrik und Kurzprosa in Anthologien und Zeitschriften. In den Jahren 2007 bis 2009 nahm er an dem Workshop „Kreatives Schreiben“ des Westfälischen Literaturbüros Unna teil. Ende 2011 belegte er den 1. Platz im Regierungsbezirk Arnsberg beim Bundes- und Landeswettbewerb Philosophischer Essay. Beim Daniil Pashkoff Prize 2012 für englischsprachige Literatur von Nicht-Muttersprachlern des Writers Ink e.V. erreichte er in der Kategorie Poetry in seiner Altersklasse den 2. Platz.


Freitag, 7. Oktober 2016

Herzliche Einladung

Zum 7. Mal werden im Landeswettbewerb postpoetry.NRW Gedichte von Lyrikerinnen und Lyrikern sowie Nachwuchsautorinnen und -autoren ausgezeichnet. Sie stammen aus der Feder von Jürgen Brôcan, Ingeborg Brenne-Markner, Sebastian Polmans, Silke Andrea Schuemmer, Jan Skudlarek sowie Felix Güßfeld, Marie Illner, Tamara Malcher, Thang Toan Nguyen und Meike Wanner.
In Gesprächen mit den Moderatoren Monika Littau und Jürgen Nendza, in Kurzlesungen sowie mit den von Künstlerin Galya Popova gestalteten Lyrikpostkarten 2016 stellen sich die Autorinnen und Autoren des Abends vor.

Die Gäste sind an diesem Abend aufgefordert zu entscheiden, wer von den fünf Nachwuchslyrikerinnen und -lyrikern den Publikumspreis 2016 erhalten soll.
Die junge Band Santai - Bandmitglieder kommen aus ganz Europa - begleitet den Abend mit Musik (Folk, Klezmer, HipHop), die sich auf lyrische Texte bezieht. 




Mittwoch, 5. Oktober 2016

Vorgestellt: „Der Kokon bricht auf“ von Johanna Mack (Jg. 1994)

Am Ende ist es immer eng. Jeder, der schon einmal in einer Jury mitgewirkt hat, kennt das. Die Zahl der in Frage kommenden Texte und Autoren ist größer als die Zahl der zu vergebenden Auszeichnungen. Deshalb hat die Junge Jury von postpoetry.NRW in diesem Jahr beschlossen, einige der Finalisten zumindest auf der Web-Seite des Projektes mit ihrem Text vorzustellen.

Besonders gern tun wir dies mit der in Lünen lebenden Johanna Mack, die aufgrund eines Auslandssemesters auf die Auszeichnung verzichten musste.












Der Kokon bricht auf
von Johanna Mack

Ich wusste, der Winter hat dich
als die Straßenlaternen zu jagen begannen
als deine Morgenmilch sich grau färbte
als der Zug von den Gleisen tanzte
als Staub seine Schienen verschneite auf deinem Regal

Bevor du es bemerktest
sah ich dich verfolgt von
den weißen Wanderern
deine Treppenstufen demontierend
als du so stark warst
dass Spatzen in deiner Hand barsten
und wir alle suchten Schutz auf dem Balkon
während du die Herde durchmarschieren ließest
(Wuchernde Eislilien blockierten uns die Sicht)

Seitdem
umkreist du die Pfützen
- ihre Regenbogen könnten dich ertränken –
zitterst in der Mittagssonne
umschleichst die Skizze der Festung

wir zögern auf der Kante jedes schwindelnden Wortes

Johanna Mack (Jahrgang 1994) lebt in Lünen. Sie ist Studentin der Angewandten Literatur- und Kulturwissenschaften und Journalistik an der TU Dortmund sowie im Fach Französisch an der Ruhr Universität Bochum. 

Freitag, 30. September 2016

Die Jury-Entscheidungen postpoetry.NRW 2016 in der Kategorie „Nachwuchs NRW“stehen fest


Folgende Gedichte wurden 2016 ausgewählt:

Im Treibhaus von Meike Wanner, geboren 1997 (Düsseldorf)
Kreuzworträtsel von Thang Toan Nguyen, geb. 1997 (Solingen)
Oder von Marie Illner, geboren 1994 (Bochum)
Großraum.büro von Felix Güßfeld, geboren 1993 (Köln)
Kletterbäume auf den Zungen von Tamara Malcher, geboren 1995 (Münster)

Den Autorinnen und Autoren der Texte einen herzlichen Glückwunsch!

Da die Entscheidungen in der Endrunde eng ausfielen, entschloss sich die Jury (Sarah Marie Meinert, Vorjahrespreisträgerin, Giuliano Spagnolo Vorjahrespreisträger, Monika Littau, Projektleitung postpoetry.NRW) zwei weitere Texte ausdrücklich hervorzuheben. Es handelt sich um:
Der Kokon bricht auf von Johanna Mack aus Lünen und

Sie von Johannes Hülstrung aus Hagen
Diese Texte sollen, da sie nicht den Weg auf eine Lyrikpostkarte finden werden, in Kürze auf unserer Webseite vorgestellt werden. 

Samstag, 17. September 2016

Jury-Entscheidung postpoetry.NRW 2016 in der Kategorie "Lyriker NRW"

Am 13. September tagte die Jury „Lyriker NRW“. In ihr wirkten mit:
Dr. Karin Füllner (Literaturwissenschaftlerin, Heinrich-Heine-Institut, Düsseldorf),
Axel Görlach (Lyriker, Nürnberg),
Mathias Jeschke (Lyrikherausgeber und Autor, Stuttgart).
Folgende Preistexte von Lyrikerinnen und Lyrikern wurden aus insgesamt 351 eingereichten Gedichten im Wettbewerb 2016 ausgewählt:

·       Engel von Silke Andrea Schuemmer (Aachen/Berlin)
·       fliehende zimmer von Jürgen Brôcan (Göttingen/Dortmund).
·       Im Rausch gegebene von Jan Skudlarek (Hamm/Berlin)
·       ohne gewicht von Ingeborg Brenne-Markner (Menden/Sankt Augustin)
·       wie regen entsteht von Sebastian Polmans (Mönchengladbach/Niederkrüchten)

Wir gratulieren den Autorinnen und Autoren herzlich!

In der kommenden Woche fallen die Entscheidungen in der Kategorie „Nachwuchs NRW“. Es bleibt also noch spannend. 

Mittwoch, 1. Juni 2016

Projektrückblick 2015-2016

Der Projekt- und Presserückblick auf das postpoetry.NRW-Jahr 2015-2016 liegt vor.

73 Schmökerseiten!

https://www.magentacloud.de/share/ja6pg7-liz#$/


Dienstag, 31. Mai 2016

Neue Ausgabe der Zeitschrift "Am Erker" erscheint in drei Wochen



Darin u. a  eine Rezension von Lyriker Rolf Birkholz zur Anthologie "postpoetry.NRW - Poesiebotschaften aus fünf Wettbewerbsjahren".
Die Publikation sei, heißt es dort, auch den Schulen empfohlen. "Denn in seiner Vielfalt, mit seinen Zugangstexten und im robusten Format ist der Band ein Lesebuch auch im besten schulischen Sinne."

Donnerstag, 12. Mai 2016

postpoetry.NRW Ausschreibung 2016


2016



Wettbewerb 2016 für Lyrikerinnen und Lyriker sowie
Nachwuchsautorinnen und -autoren aus Nordrhein-Westfalen

Die Gesellschaft für Literatur in NRW sowie der Verband deutscher Schriftsteller (VS NRW) loben 2016, unterstützt vom Land Nordrhein-Westfalen (MFKJKS), zum siebten Mal den Wettbewerb postpoetry.NRW“ aus. Gefördert werden soll mit diesem Wettbewerb die Lyrikszene des Landes und besonders die Zusammenarbeit von erfahrenen Lyrikerinnen und Lyrikern mit Nachwuchsautorinnen und -autoren.

Bewerben können sich bis zum 15. August 2016

  • Lyrikerinnen und Lyriker aus NRW (Wohnsitz und/oder Geburtsort), die mindestens eine eigenständige Buchveröffentlichung nachweisen können,  
sowie
  • Nachwuchsautorinnen und -autoren aus NRW (Wohnsitz) im Alter von 15-23 Jahren

mit je drei unveröffentlichten (auch nicht im Netz veröffentlichten) Gedichten sowie einer Kurzbiografie/-bibliografie. 
Langgedichte sind nicht zugelassen. Die Texte sollten auf einem Postkartenformat Platz finden können.
Eine Wiederbewerbung von Preisträgerinnen und Preisträgern der vergangenen Jahre ist erst nach drei Jahren erneut möglich.

Preise
werden vergeben in der Kategorie

Lyrikerinnen und Lyriker des Landes Nordrhein-Westfalen:
  • 5 Geldpreise in Höhe von insgesamt 7.500 €

Mit der Auswahl eines Gedichtes verbindet sich
  • die Gestaltung und Veröffentlichung des Textes als Lyrikpostkarte in hoher Auflage
  • voraussichtlich eine honorierte Lesung in den Regionen des Landes Anfang 2017.

und in der Kategorie

Nachwuchsautorinnen und -autoren aus Nordrhein-Westfalen
  • 5 Geldpreise in Höhe von insgesamt 1.500 €
  • 1 zusätzlicher Publikumspreis für eine/n der jungen Autorinnen oder Autoren in Höhe von 450 €. (Die Vergabe erfolgt durch die Anwesenden der Preisverleihung.)
  • jeweils ein Mentoring/ein Workshop mit den erwachsenen Preisträgerinnen und Preisträgern
  • Gestaltung und Veröffentlichung des Gedichtes als Lyrikpostkarte in hoher Auflage
  • voraussichtlich eine honorierte Lesung in den Regionen des Landes Anfang 2017.

Verpflichtend ist für die Preisträgerinnen und Preisträger
  • die Teilnahme an einem gemeinsamen Workshop
  • sowie die Anwesenheit bei der Preisverleihung (voraussichtlich November 2016)

Die Urheberrechte für die ausgewählten Gedichte bleiben bei den Autorinnen und Autoren, die sich jedoch mit der Veröffentlichung des Textes auf den postpoetry-Postkarten sowie seiner Verwendung für Öffentlichkeitsarbeit und Dokumentation einverstanden erklären. 

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Einsendung
Teilnehmende Lyrikerinnen und Lyriker aus Nordrhein-Westfalen sowie
Nachwuchsautorinnen und -autoren (Alter von 15-23 Jahren)
werden gebeten, ihre Einsendung, bestehend aus
3 anonymisierten, unveröffentlichten Gedichten (mit einem Kennwort versehen),
1 Kurzbiografie (mit Geburtsjahr/Geburtsort und Kennwort)
der Postanschrift und Telefonnummer und
1 Veröffentlichungsliste (falls vorhanden)
in einer E-Mail und versehen mit dem

Betreff „postpoetry. - Lyriker NRW“
oder
„postpoetry. - Nachwuchs NRW“

bis zum 15. August 2016
an die E-Mail-Adresse 
 
postpoetry@litweb.de

zu übersenden.














Mittwoch, 27. April 2016

Eva von der Dunk: "Poesieboteschafen lassen auf Fortsetzung hoffen"

Eva von der Dunk, Autorin (Kunsthof  Nordkirchen) 
(c) Fotocollage: Martina Kiel
Poesiebotschaften aus fünf Wettbewerbsjahren
lassen auf Fortsetzung hoffen

Eva von der Dunk

Seit fünf Jahren (seit 2010) gibt es den Gedichtwettbewerb postpoetry.NRW. Zum einen will er den lyrischen Nachwuchs fördern, zum anderen Lyriker und Lyrikerinnen unterstützen, ebenso wie die Lyrikszene des Landes insgesamt. Bisher fand die Veröffentlichung der Preistexte auf Postkarten statt. Die Qualität der in fünf Jahren entstandenen und prämierten Texte hat die Gesellschaft für Literatur jetzt veranlasst diese gesammelt in einem Buch zu präsentieren, gefördert und unterstützt vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, der Kunststiftung NRW, dem VS-NRW  und herausgegeben von  Monika Littau.

Wenn ich das Buch in die Hand nehme, lädt es mich jedes Mal wieder zum neugierigen Schmökern ein. Ich treffe erfreut auf alte Bekannte und auf mir unbekannte Autorinnen und Autoren.
Die Aufmachung spricht mich an und lässt schon im Einband die Vielschichtigkeit erkennen, die mich im Innern erwartet - eine angemessene und erfreuliche  Widerspiegelung der Lyrik in und aus NRW. Vielen Gedichte überlasse ich mich gern und folge den Spuren der Lyrikkolleginnen und -kollegen.

Mittwoch, 6. April 2016

Willkommen Henrik Achten












Henrik Achten, 25 Jahre alt, hat gerade in Leipzig seinen Bachelor of Arts in Germanistik beendet und freut sich, nun für drei Monate bei der Organisation, Recherche und Hintergrundarbeit von postpoetry.NRW mithelfen zu dürfen. Nachdem er 2010, im ersten Jahr des Projekts, zu den Nachwuchspreisträgern gehörte, NRW dann allerdings für das Studium Richtung Osten verließ, hat er über die  Jahre hinweg immer wieder einen oder auch zwei Blicke auf die folgenden (Nachwuchs-) PreisträgerInnen geworfen und dabei festgestellt, dass postpoetry in vielerlei Hinsicht stetig größer wurde. Darüber, wie das Projekt im Speziellen, aber auch der Literaturbetrieb im Allgemeinen in dieser Hinsicht funktioniert, wird er sich ab jetzt selbst ein Bild machen und hoffentlich einiges zu postpoetry beitragen können.  

Dienstag, 5. April 2016

Die Vielfalt im Gedicht und die Vielfalt der Lesarten

Zur Anthologie „postpoetry.NRW – Poesiebotschaften aus fünf Wettbewerbsjahren“, hrsg. von Monika Littau, Düsseldorf (Edition Virgines) 2015

Von Karin Posth

Im Dezember 2015 erschien im Düsseldorfer Verlag „Edition Virgines“ die 180 Seiten starke Anthologie „postpoetry.NRW - Poesiebotschaften aus fünf Wettbewerbsjahren“. Versammelt sind in diesem Band die Preistexte des nordrhein-westfälischen Wettbewerbs aus den Jahren 2010 bis 2014, ergänzt um einen sogenannten „Zugang“, d. h. einem Auszug aus der Laudatio der jeweiligen Jury. Der Band bietet auch weitere Texte der Autorinnen und Autoren sowie Kurzbiobibliografien und Fotos.

Hat nicht Michael Krüger die Vielfalt im Gedicht gelobt und zugleich empfohlen, täglich Gedichte zu lesen? An dieser vielfältigen Anthologie hätte er vermutlich seine Freude, und die Herausgeberin Monika Littau scheint das tägliche Gedichtelesen offenbar auch Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern ans Herz legen zu wollen, denn sie nennt diese Sammlung „Ein Lesebuch“. 



Das Projekt postpoetry.NRW, getragen von der Gesellschaft für Literatur in NRW e. V. und weiteren Partnern, zeichnet seit 2010 jährlich fünf Gedichte von Lyrikerinnen und Lyrikern aus sowie fünf Gedichte von Nachwuchsautorinnen und -autoren (im Alter von 15 bis 21 Jahren). Der Wettbewerb will die Lyrikszene in NRW und die Zusammenarbeit von erfahrenen Lyrikerinnen und Lyrikern mit Nachwuchsautorinnen und -autoren fördern. Unterstützt wird postpoetry.NRW vom Kulturministerium des Landes (MFKJKS) und der Kunststiftung NRW. Einzureichen sind von den Bewerbern drei anonymisierte, unveröffentlichte Gedichte. Über die Textauswahl entscheiden zwei Jurys. Durch die jährlich wechselnde Zusammensetzung hat sich in diesem Projekt keine Monokultur breitmachen können. Hier wird bewusst Vielfalt gepflegt, veröffentlicht, verbreitet und unterstützt: Die ausgewählten Texte erscheinen als künstlerisch gestaltete Postkarten (Auflage 20.000), die Verfasser der Texte erhalten ein „ordentliches“ Preisgeld. Jungautoren und ältere Erfahrene tauschen sich in einem Workshop aus und lesen anschließend im Tandem in NRW. Bei aller Vielfalt haben jedoch Texte, die nicht postkartentauglich, d. h. zu lang sind, keine Chance im Wettbewerb. Diesen Hinweis würde man sich übrigens in zukünftigen  Ausschreibungen wünschen!

Aber zurück zur Anthologie, die die verschickte und oft weit gereiste Postkartenpoesie aus fünf Jahren nun zwischen zwei Deckeln zu sichern weiß: eine Entdeckungsreise durch die Sprache, durch Bilder, Klang und Rhythmus, durch die Fülle der lyrischen Erscheinungsformen.

Mittwoch, 23. März 2016

"wo der polarstern steht"...










Zum ersten Mal war postpoetry.NRW zu Gast in Essen (Jugendbibliothekszentrum Schonnebeck). Es lasen Willi Achten (links) und Sarah Marie Meinert (rechts). Letztere war kurzfristig für Sascha Nikolskyy eingesprungen.
Willi Achten stellte welthaltige kritische Lyrik vor, die ihre Impulse u. a. von aktuellen und historischen Themen sowie Reisen erhielten. 
Hier ein kurzer Auszug aus einem Gedicht, das die Lebenssituation von Frauen an der mexikanischen Grenze zu den USA thematisiert:

Grenzgänger
                                                                                    
Der Griff in dein Haar, das Blaulicht heult, die Frauen voll Zauber Pulver- säckchen unter den Achseln und im Darm, wenn der Verschluss sich löst
dämmern wir in der Luft unter dem Gesang der Überlandleitung in den Wärmebildern vor der Ausfallstraße, sie meinen uns…

Sarah Marie Meinert machte deutlich, wie es ihr mit Hilfe der Lyrik gelingt, sich auszurichten und Orientierung zu finden.  

Polarstern
wenn ich nur

mit sicherheit wüsste
wo der polarstern steht
in mir wohin mich mein morgen-
sterndenken führt

welche linie
die ich zu sternbildern ziehe
sich nicht an nichts-
sagende gestalten verliert

mutig würde ich mich
durch alle wolkenschichten
stürzen,

um

auf festem grund
schritte zu wagen schritte

Herzlichen Dank an die Stadtbibliothek Essen für die Organisation und Ausrichtung der Veranstaltung und an das interessierte junge Publikum der Gustav-Heinemann-Gesamtschule für seine Aufmerksamkeit.


(v.l.n.r.: Sandra van den Ouden, Stadtbibliothek Essen, Willi Achten, Lyriker, Monika Littau, Moderatorin, Sarah Marie Meinert, Nachwuchsautorin)