Zur Lesung von Thang Toan Nguyen und Ingeborg Brenne-Markner in der Stadtbibliothek Solingen.
Ingeborg Brenner-Markner, Thang Toan Nguyen |
Unverkennbar
zeigt das Foto, dass die dritte postpoetry-Lesung 2017 ins Bergische Land nach
Solingen führte, um genau zu sein in die hiesige Stadtbibliothek, mit der das
Projekt mittlerweile durch eine Reihe von Veranstaltungen verbunden ist.
Für
Nachwuchsautor Thang Toan Nguyen war es ein Heimspiel, da er 1997 in Solingen
geboren ist und dort lebt. Die aus Sankt Augustin kommende Ingeborg Brenner-Markner
dagegen musste einen frühen Start in den Tag tun, um pünktlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Solingen
einzutreffen.
Thang,
der im November 2016 im postpoetry-Wettbewerb mit seinem Gedicht „Kreuzworträtsel“ nicht nur einen
Nachwuchs-, sondern auch den Publikumspreis zugesprochen bekam, gab nach seiner
Lesung Einblick in seine Textwerkstatt. Oft geht er vom Wortmaterial aus und arbeitet
mit Bedeutungssegmenten eines Begriffs. Kaum glaubt der Leser/die Leserin sich
in der Lösung einer Spannung zu befinden und auf eine Harmonie zuzusteuern,
vollzieht sein Text eine Kippfigur, treibt ins Gegenteil und macht alle
Erwartungen zunichte.
Einen
ganz anderen Zugang zur Lyrik findet Ingeborg Brenner-Markner. Sie scheint von
Beobachtungen, Augenblicken auszugehen, obwohl, wie sie betont, die Texte
durchaus nicht autobiografisch gefärbt sind. Programmatisch heißt der Titel
ihres Preistextes „ohne gewicht“ und
diese Leichtigkeit ist es, die ihre Gedichte, die sie in Solingen las, insgesamt auszeichnen. Sie scheint
mehr eine Lyrikerin des Glücks zu sein als der Sehnsucht, des Traums und der
Wirklichkeit zugleich, eine realitätsbezogene Romantikerin, die die Dinge
aufspürt und zugleich hinter den Dingen zu entdecken weiß.
So
entpuppt sich der Titel „kein gedicht“ als ein
Gedicht, nämlich über einen „Honigbrottag“, fast zu schön, um über ihn ein
Gedicht zu schreiben. Aber vielleicht ist diese vordergründige Deutung gänzlich
falsch und der Tag selbst reine Fiktion seiner Autorin, die ihn sich erfindet…
Zur
Lesung gekommen waren circa 40 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Schwertstraße,
an dem Thang Toan Nguyen im vergangenen Jahr sein Abitur gemacht hat. Unter den
jungen Zuhörern saßen auch einige, die - wie er in der Vergangenheit - heute im
Rahmen der Begabtenförderung an einer Schreibwerkstatt der Schule teilnehmen.
Das Interesse der jungen Gäste, die von Herrn Margard begleitet wurden, galt
verständlicherweise besonders den Texten des ehemaligen Mitschülers, der von
ihnen ausdrücklich gelobt wurde.
Mag
sein, dass Thang den ein oder anderen angeregt
hat, an der diesjährigen Ausschreibung von postpoetry.NRW 2017, die im Sommer
veröffentlicht wird, teilzunehmen. Und vielleicht
sind wir dann noch ein weiteres Mal zu Gast in der Stadtbibliothek Solingen? Wer
weiß? Postpoetry ist gespannt.
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