Dominik Dombrowski wurde 1964 in
Texas/USA geboren. Er studierte an der Bonner Friedrich-Wilhelms-Universität
Philosophie, Komparatistik, Vgl. Religionswissenschaften, Ältere und Neuere
Literaturwissenschaften. Er lebt als freier Autor, Lektor und Übersetzer.
Zuletzt erschienen von ihm die Lyrikbände Finnissage
(2013) und Fremdbestäubung (2014). Für
seine Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet und gefördert. Zuletzt erhielt
er 2014 ein Arbeitsstipendium der Kunststiftung NRW sowie ein
Aufenthaltsstipendium im Künstlerdorf Schöppingen. Der postpoetry-Preis wurde ihm in der Kategorie "Lyriker NRW" für seinen Text "Eröffnung" zugesprochen.
Würdigung:
In „Eröffnung“ von Dominik
Dombrowski werden wir unmittelbar in den Text gezogen. Dank gewitzter Zeilenanordnungen
ergeben sich überraschende Bilder und wir finden uns im poetischen Kosmos eines
schlaflosen Ichs wieder, das „ein Spaziergänger geworden“ ist. Sein Hund ist
nur geliehen, doch das Tier kennt den nächtlichen Weg zur Raststätte. Dem Spaziergänger
fehlt ein menschliches Gegenüber, auf einem Campingstuhl spielt er gegen sich
selbst Schach – ein Wanderer zwischen den Welten, zwischen Tag und Nacht, wie
die beiden „Könige Ohneland“, die er zum Spielen benutzt. Voller Melancholie
und mit einem feinen Humor, in einem ganz eigenständigen, gegenwärtigen Tonfall nimmt uns dieses Gedicht
für sich ein. Es wird eine stille nächtliche Welt gezeichnet, in der
Benzintürme „sich die Pistolen gegen die eigene Stirn halten“ – ein Bild, das
nebenbei eine weltpolitische Problematik andeutet – und in der man als Mensch
ein Wanderer bleibt. Zuflucht bei den Überlandbussen zu suchen scheint ein
hoffnungsloses Unterfangen, dennoch geht eine seltsame Zufriedenheit von den
Tätigkeiten des lyrischen Ichs aus. „Verträumt“ sind sie und wirken selbstgenügsam,
obwohl der Schachspieler „umzingelt von der Geschwindigkeit“ ist. Er befindet
sich wie im Auge des Sturms einer fragwürdigen Gegenwart. Hier behandelt jemand
gekonnt und mit originellem poetischem Blick die großen Fragen nach dem
geglückten Leben. Ein Text, der mit seinen berührenden Bildern über sich
hinausweist. Wir sind Spaziergänger, unterwegs zu den Raststätten der eigenen
Existenz, Trost finden wir in den Momenten dazwischen oder auch beim Lesen
solcher Gedichte. Die Eröffnung ist die erste Phase einer Schachpartie, in der
das Spiel entwickelt wird. Eine Eröffnung kann auch eine Art Geständnis sein
oder der Beginn eines Gesprächs. Der Titel ist vieldeutig. Er ist auch eine
Einladung an den Leser, sich in dieses Gedicht zu begeben, aus dem wir nur
aussteigen, um es erneut zu lesen.
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