Seiten

Dienstag, 25. Februar 2014

11. März 2014, Lesung postpoetry.NRW in Steinfurt

Am 11. März, 19.30 Uhr, ist postpoetry.NRW auf Einladung der Stadtbücherei mit zwei der insgesamt zehn Preisträger zu Gast in Steinfurt: der Lyrikerin Bärbel Klässner (Essen) und der Nachwuchsautorin Gelieza Kötterheinrich (Steinfurt).

Bärbel Klässner (geb. 1960 in Magdeburg) studierte zunächst in Jena Sozialpsychologie. In den 80er Jahren engagierte sie sich in der Oppositionsbewegung innerhalb der Ev.Kirche der DDR. Sie gab in Jena die illegale Zeitung "frau anders" mit heraus. Seit 2003 lebt sie als freie Autorin in Essen. Sie war Stadtschreiberin in Jena und erhielt zuletzt das vom Thüringischen Kulturministerium vergebene Harald-Gerlach-Stipendium 2013.
Im postpoetry.NRW Wettbewerb wurde sie 2013 ausgezeichnet für ihren Text „Sie müssen einen euro in den dichter werfen“ - „Ein Gedicht voller Übermut und ungewöhnlicher Bilder, das durch seine Leichtigkeit und seinen Witz besticht“, so die Jury.  
Für die Nachwuchsautorin des Abends, der jüngsten Preisträgerin im Wettbewerb, ist die Lesung ein „Heimspiel“. Gelieza Kötterheinrich (geb. 1998) ist nämlich Steinfurterin und besucht zur Zeit das Gymnasium Arnoldinum. Sie begann bereits im Alter von 8 Jahren erste Gedichte zu verfassen.
Den Nachwuchspreis erhielt sie für ihren Text „Kreide“. In ihm gelingt es der jungen Autorin, „ein phantasmagorisches Bild eines personifizierten Fehlschlages so weit zu denken, dass die dadurch entstehende Surrealität den Leser fordert, aber gleichzeitig auch in eine Parallelwelt führt“, schreibt die junge Jury. 

Gelieza Kötterheinrich und Anke Glasmacher, die kurzfristig für die erkrankte Bärbel Klässner eingesprungen war, in der Stadtbücherei Steinfurt. Beide Autorinnen hatten jahreszeitliche Texte im Gepäck: "Ende des Winters" (Glasmacher) und"Schilf noch am Wegrand" (Frühling - Kötterheinrich). 

Hier eine Kostprobe aus dem Text der 16jährigen Gelieza:

"Schilf noch am Wegrand, zitternde Arme mit knisternden Fingern,/ ein Rauschen schon fast wie das Summen im Frühjahr/Hastiges Wispern und Schlucken und Schluchten aus Glas,/geflochtene Scherben, fast schon wie/Ranken im Schilf noch am Boden, vereist, kleine Brüche und Runzeln,/hungriges Lispeln und Scheuchen und Zucken, ein Sitzenbleiben/fast schon wie/Warten auf Schilf noch im Wasser, im Eisbad im Frühling..."





Samstag, 15. Februar 2014

Postpoetry.NRW zu Gast beim Verein für Literatur in Dortmund

Ein Abend zwischen Zaubernüssen, Gedankenbenutzungsbestimmungen, Litauischen Trucks und Taumelkäfern


Direkt aus Glasgow kam die gebürtig aus Münster stammende Verena Kramer (Jg. 1993) zur Lesung ins Taranta Babu. Die Nachwuchspreisträgerin von postpoetry.NRW 2013, die zuvor bereits im d-radio-Wettbewerb „lyrix“ ausgezeichnet worden war, studiert seit Herbst 2013 in Schottland vergleichende Kulturwissenschaften. Wie in ihrem Preisträgergedicht „Gedankenbenutzungsbestimmung“ spielt die intellektuelle Überprüfung und Einordnung von Erfahrungen, die zugleich emotional ins Bild gesetzt werden, eine wichtige Rolle in ihrer Lyrik. In Wortkaskaden von Wiederholungsstrukturen, Assonanzen, Alliterationen stürmte ihre Sprach- und Gedankenwelt auf die Zuhörerinnen und Zuhörer im Taranta Babu ein. Die Lesung profitierte von ihrem brillanten Vortrag.

Walter Wehner (Iserlohn/Essen, Jg. 1949), Preisträger in der Kategorie „Lyriker NRW“ und besser bekannt als Kriminalromanautor im Tandem H.P. Karr (alias Reinhard Jahn) und Walter Wehner, ist promovierter Germanist und war viele Jahre hauptberuflich an der Volkshochschule Essen tätig. Er verfasste neben Krimis (bislang fast 20), Hörspielen (12 an der Zahl), auch Sachtexte und initiierte ein Internetprojekt mit Robinsonaden.
Lyrik lag ihm immer schon am Herzen, was sich auch daran zeigt, dass er leidenschaftlicher Sammler von Gedichtveröffentlichungen ist. Seine Lyrikbibliothek umfasst circa 5000 Bände. Die eigenen Gedichte landeten aber nach ersten Veröffentlichungen in den 70er und 80er Jahren vornehmlich in der Schublade. „Mit Lyrik kann man eben kein Geld verdienen“,  war seine knappe und konsequente Begründung am gestrigen Abend. Umso erfreulicher war es, dass sein Lyrikschaffen durch den postpoetry-Preis nun öffentliche Resonanz fand.
 Der Autor nahm die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine Reise durch sein Lyrikschaffen seit den 70er Jahren. Deutlich veränderten sich Schwerpunktthemen und Formen in dieser Zeit. Stichpunkte seiner Lesung waren Schriftstellerkollegen (u. a. „Schriftstellernekrolog“), Sprache („Der Tanz der Vokale im Ohr“), Märchenhaftes („die taumelkäfer im wassertrog/tragen ins dunkle/die silberne perle luft“), Gedichte über Kinder („schlafenmüssen“) und die Wahrnehmung von Realität/politischer Realität wie in seinem Preisgedicht „schnappschuss“, das einen Moment auf der B1 zwischen Huttrop und Kray einfängt.

Durch den Abend führte der in Dortmund lebende Lyriker Thomas Kade, von dem zuletzt die Gedichtsammlung „KörperFlüchtigkeiten“ in der Reihe „rotefadenlyrik“ (Edition Haus Nottbeck) erschien. Anders als Walter Wehner legte er sich früh darauf fest, dass Lyrik „seine“ Gattung ist. Seit den 80er Jahren engagiert er sich zusammen mit anderen Dortmunder Schriftstellerinnen und Schriftstellern des Vereins für Literatur (kurz VfL genannt) in Lyrikwochen und –tagen dafür, Gedichte Leserinnen und Lesern näher zu bringen.   


Dienstag, 4. Februar 2014

Nächste Station von postpoetry.NRW: Dortmund

Am 14. Februar, 19.30 Uhr, ist postpoetry.NRW auf Einladung des Vereins für Literatur erneut in Dortmund zu Gast mit zwei der insgesamt zehn Preisträger: dem Lyriker und Krimiautor Walter Wehner (Iserlohn) und der Nachwuchsautorin Verena Kramer (Münster). Zusätzlich wird Elena Wüllner (Herten), die von der jungen Jury eine Belobigung erhielt, Texte lesen.

Walter Wehner (geb. 1949 in Werdohl/Westfalen) wuchs in Essen auf und lebt heute am Rande des Ruhrgebietes in Iserlohn. Er ist promovierter Germanist und Kunsthistoriker und im Ruhrgebiet besonders bekannt durch seine Kriminalromane (oft gemeinsam mit Reinhard Jahn verfasst). Für Lyrik hegt er eine lange Leidenschaft. Er schreibt nicht nur Gedichte, sondern betreibt auch ein Lyrik-Archiv, in dem sich circa 5000 Ausgaben befinden. Nun erhielt der vielfach ausgezeichnete Autor bei postpoetry.NRW den ersten Lyrik-Preis für sein Gedicht „schnappschuss“. Der Text wählt die B1 als Ort des Geschehens, „schafft den kurzen schnellen Blick in eine vertraut scheinende, aber fremde Welt, die der Dichter mit Genauigkeit und Präzision beschreibt“ begründete die Jury (Prof. Dr. Köhnen, Sabine Schiffner, Ralf Thenior) ihre Auswahl.

Die Nachwuchsautorin Verena Kramer (geb. 1993 in Münster, derzeit Studentin  in GB) überzeugte die junge Jury mit ihrem Text „Gedankenbenutzungsbestimmung“.  Die Vorjahrespreisträger Susanne Romanowski (Dortmund) und Jason Bartsch (Solingen), die dem Auswahlgremium angehörten, betonen, dass Verena Kramer in ihrem Gedicht surreale Bilder malt, „die mal lustig, dann wieder hilflos erscheinen, aber auch jene Leser - deren Kopf noch nach der Norm angewachsen ist -  auf die beste Art sprachlos zurücklässt“.
Zu Gast bei der Lesung im Taranta Babu ist auch die sechzehnjährige Elena Wüllner aus Herten, der die Jury eine Belobigung aussprach.

Moderiert wird die Lesung von Thomas Kade.